In Pinarolo Po steht ein Schloss, das eine lange und einzigartige Geschichte erzählt und heute leider vom Verfall gezeichnet ist. Dieser Herrensitz ist ein faszinierendes Zeugnis der mittelalterlichen Vergangenheit Norditaliens.
Bereits zur Zeit der Römer war Pinarolo Po eine landwirtschaftliche Siedlung. Die Nähe zum Fluss Po machte das Gebiet ideal für die Landwirtschaft, auch wenn die Bevölkerung nur aus ein paar Dutzend Einwohnern bestand. Im Jahr 1164 kam das Gebiet unter die Herrschaft der Familie Giorgi di Soriasco, die im heutigen Ca‘ De Giorgi wohnte. Der eigentliche Wendepunkt kam jedoch im 14. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Beccaria di Mezzano, einem Zweig der bedeutenden Familie aus Pavia, die zahlreiche Ländereien in der Gegend besaß.
Die Burg von Pinarolo Po wurde genau in der Mitte des Dorfes errichtet und diente vor allem militärischen und defensiven Zwecken. Das Bauwerk, das Belagerungen standhalten sollte, war von einem tiefen Graben umgeben und der Hauptzugang erfolgte über eine einzige Zugbrücke. Das Vorhandensein eines unterirdischen Fluchtweges, der heute verschwunden ist, ist nicht ausgeschlossen. Im Inneren der Burg sorgte ein Brunnen für die Wasserversorgung und ermöglichte es, einer langen Belagerung zu widerstehen.
Ursprünglich hatte die Burg vier Ecktürme, von denen aus man die gesamte Umgebung überblicken konnte. Der Innenhof, der heute von der Vegetation überwuchert ist, wurde für verschiedene Aktivitäten genutzt. An der Nordseite befand sich ein großer Spitzbogen, der wahrscheinlich den ehemaligen Eingang darstellte, der heute zugemauert ist.
Der vordere, der Straße zugewandte Teil des Schlosses wurde im 20. Jahrhundert tiefgreifend umgestaltet, als das Gebäude zu Wohnzwecken umgebaut wurde. Innerhalb des Komplexes wurden mehrere Wohneinheiten geschaffen, wie die zahlreichen Hausnummern belegen. Die Architektur des Schlosses basiert auf einem C-förmigen Grundriss mit zwei Seitenhöfen und einer zentralen Villa. Einer der beiden Höfe wurde für landwirtschaftliche Zwecke genutzt und beherbergte Ställe und Lagerräume. Dieser Teil ist heute der am meisten verfallene, mit erheblichen Rissen und bröckelnden Treppen.
Im Jahr 1750, als der letzte Nachkomme der Familie Beccaria di Mezzano ohne Erben starb, ging das Schloss in den Besitz der Familie Bellisomi aus Pavia über, die zahlreiche Veränderungen an dem Gebäude vornahm und ihm sein heutiges Aussehen verlieh. Im 20. Jahrhundert ging das Schloss jedoch in den Besitz von zwei Schwestern über, die sich nicht über die Aufteilung der Besitzrechte einigen konnten. Dieser Streit führte zu dem Zustand des Verfalls, in dem sich das Schloss heute befindet.
Die Burg von Pinarolo Po stellt mit ihrer langen und faszinierenden Geschichte ein unschätzbares Erbe dar, das es zu bewahren gilt. Trotz ihres derzeitigen Verfalls erzählen ihre Mauern noch immer die Geschichte vergangener Epochen und rufen Bilder von Rittern, Belagerungen und Intrigen hervor.